Förderung und Herstellung von Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern in Wissenschaft und Forschung

Mailyn Engel

(F)EMPOWERing!

"Bis zum 16. März 2020 dachte ich immer, mein Alltag – bestehend aus einem Vollzeitjob, der 100 km (einfache Fahrt) entfernt ist, und zwei Kindern im Grundschulalter, die aufgrund einer Unverträglichkeit nicht an der Schulspeisung teilnehmen können und von denen einer Legastheniker (LRS) ist – wäre anstrengend. Der 16. März und die Zeit danach haben mich eines Besseren belehrt. Ich habe zum Glück eine sehr familienfreundliche Chefin und Arbeitgeber, die es mir aktuell ermöglichen, Beruf, Kinder, Schulanforderungen und und und unter einen Hut zu bringen. Doch wie lange kann und wird das noch so gehen können? Denn alle Tage zur Arbeitsbefreiung sind irgendwann zu Ende!

Aktuell ist mein Tag eine Herausforderung, die seinesgleichen sucht. Home Office umzusetzen, war dabei noch die kleinste und am schnellsten gelöste Aufgabe. Homeschooling zu verwirklichen, ist dagegen weitaus schwieriger und, wenn die Grundschule so wie unsere bis auf Whiteboards null digitalisiert ist, ein Kraftakt. Digitalunterricht via Videokonferenz oder ähnliches klingt wie von einem anderen Stern, da es im Ort der Schule kein ausreichendes Internet gibt. Ein Konzept für ein effektives Homeschooling mit Kontakt zur Lehrer*in und zu den Klassenkamerad*innen gibt es bis heute nicht. Auch hier sind wir Eltern im Privaten gefragt und im Speziellen wir Mütter. Wir machen Hausaufgaben, fördern unsere Kinder, halten Freundschaften via Videochat aufrecht. 

Während die Politik fleißig Exit-Strategien für Wirtschaft und Co. schmiedet, sitzen wir Eltern hier und fragen uns, ob man uns denn wohl vergessen hat. Meine Kinder vermissen nicht nur ihre Freund*innen und Lehrer*innen – sie wollen auch wieder ihr Schulumfeld und ihren Alltag haben; und gerade sie sind am Ende am wenigsten vom Coronavirus betroffen und sollen den größten Preis zahlen, nämlich den der Wissenslücke, die so vielleicht nicht mehr aufgeholt werden kann. 

Und was ist mit uns Müttern? Systemrelevante Berufe werden gerade stark umjubelt, leider kommen wir Eltern und speziell wir Mütter darin nie vor! Ich hätte mir gewünscht, dass auch einmal jemand für uns am Fenster steht und jubelt. Ich hätte mir gewünscht, dass es eine frühzeitige, verantwortungsvolle Strategie für unsere (Schul)Kinder gegeben hätte, und ich hätte mir gewünscht, dass die Digitalisierung in allen Schulen spätestens jetzt angekommen ist, wenn nötig mit Druck vom Landesschulamt. Ich möchte, dass gesehen wird, was wir berufstätigen Eltern und speziell wir Mütter schon vor der Corona Krise geleistet haben und was wir jetzt erst recht leisten müssen, weil wir unsere Kinder, aber auch unseren Beruf, lieben."

Maylin Engel, wissenschaftliche Mitarbeiterin | Hochschule Anhalt

Letzte Änderung: 27.05.2020 - Ansprechpartner: Webmaster